Über ein besonderes Mädchen und eine Freundschaft: Kinderbuch ab 7 Jahre "Fränze Knoof und der Hund mit den gelben Streifen"

Inhalt: Franziska alias Fränze hat es nicht einfach: Sie wird von ihren Mitschülern gehänselt und gemobbt. Am letzten Schultag jagen einige Jungs aus ihrer Klasse. Fränze rettet sich in einen Müllcontainer und erspürt im Dunklen etwas Weiches und Lebendiges. Sie weiß sofort: Das ist ihr kleiner Hund, den sie sich schon immer gewünscht hat! Das Tier lenkt sie von ihrem Kummer ab. Als Fränze ihren neuen Freund in einer nächtlichen Aktion verliert und es nicht wieder auftaucht, ist das Mädchen verzweifelt. Zusammen mit ihrer Familie setzt Fränze alle Hebel in Bewegung, um es wiederzufinden. Rezension des Kinderromans: Eine sanfte Geschichte über ein besonderes Mädchen Ein Mädchen mit rotblonden Haaren lächelt und schaut über die Schulter. Sie hält ein Tier auf dem Arm, von dem wir nur den Schwanz und eine Ohrspitze erkennen können. Kuhkälber laufen von rechts ins Bild herein. So begrüßt das Cover des Kinderbuches "Fränze Knoof und der Hund mit den gelben Streifen" seine Leser. K

Interview mit Anna Karina Birkenstock und Caspar Armster vom Tilda Marleen Verlag über E-Books im Kinderbuchbereich: "Es wird in der Diskussion viel zu sehr Wert auf die Form gelegt, dabei ist der Inhalt das Wichtige."

Screenshot: W. Bönisch
Der Tilda Marleen Verlag geht im Kinderbuchbereich neue Wege. Als erster Kinder- und Jugendbuchverlag bringt er seine Bücher als E-Books heraus. Über E-Books generell streiten sich heute noch die Geister - sowohl Leser als auch Verlage oder Buchhändler, noch größer ist das Mißtrauen im Kinderbuchbereich. Was liest man da nicht für Aussagen von Eltern, die oftmals in die Sinnrichtung gehen "Nur ein gedrucktes Buch ist ein wirklich gutes Kinder- oder Jugendbuch". Ich bin da anderer Meinung und sehe die Diskussion viel differnzierter. Hier habe ich einmal darüber ausführlich geschrieben.
Über diesen Blogbeitrag entstand der Kontakt zu Anna Karina Birkenstock und Caspar Armster, den beiden Verlagsgründern von Tilda Marleen Verlag (ich mag diesen Namen sehr gerne, wirklich passend für einen Kinder- und Jugendbuchverlag!). Ich durfte sowohl Neuerscheinungen rezensieren als auch mit den Beiden ein Interview führen. Denn ich glaube, erst eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Thema E-Book und Kinderbuchbereich hilft uns allen weiter, diesen neuen Weg unabhängig von vorgefertigten Extremmeinungen jeglicher Art zu bewerten. Ganz herzlichen Dank dafür!

Der Tilda Marleen Verlag ist ein noch recht junger Verlag für Kinder und junge Erwachsene. Erst 2011 wurde er gegründet. Was war die Motivation zur Gründung des Verlages?

Als Kinderbuchillustratorin und Autorin hatte Anna Karina Birkenstock schon viele großartige Ideen ihrer KollegInnen gesehen, die in deren Schubladen schlummerten, weil auf dem doch deutlich am Mainstream ausgerichteten Kinderbuchmarkt in Deutschland wenig Platz für sie war. Daraus entstand der Wunsch, diese Werke zu veröffentlichen, und diese Vielfalt aus dem Verborgenen ans Licht zu holen.

Der Verlag bringt Kinder- und Jugendbücher komplett als E-Book heraus. Warum setzen Sie ausschließlich auf diese Vertriebsform?


Das E-Book bietet die Möglichkeit mit geringen Investitionskosten auch außergewöhnliche Bücher rentabel zu produzieren und zu vertreiben.

Sie hätten ja auch die Möglichkeit E-Book und Printausgabe zugleich anzubieten. Verzichten Sie bewußt auf solche Mischformen als Übergänge?

Die reine Umsetzung eines Printbuches als E-Book wird dem Medium E-Book nicht immer gerecht. Wenn Bücher hingegen direkt für das digitale Medium konzipiert werden, können alle Möglichkeiten des E-Books mit ins Konzept einfließen.

Worin besteht in Ihren Augen der Vorteil von E-Books im Kinder- und Jugendbuchbereich?

Zunächst fallen einem natürlich immer die offensichtlichen Zugaben des Mediums ein- Vorlesefunktion, Animation, Interaktivität. Diese werden oft nur als „Add ons“ zu einem „normalen“ Buch gesehen. Aber einige dieser Funktionen bieten noch ganz andere Möglichkeiten, beispielsweise zum Stichwort „Barrierefreiheit“. Hier gilt es, neue Wege zu gehen und auszuprobieren.
Ein anderer wichtiger Punkt: Die weltweite Verfügbarkeit von Büchern aus anderen Kulturen und in anderen Sprachen ist ein faszinierender Aspekt des E-Books, besonders auch für Kinder und Jugendliche, die die Vielfalt der Welt neu entdecken können.
Durch den spielerischen Einsatz von Technik werden auch Zielgruppen zu Lesern von Büchern (in Form von E-Books oder Apps) die sich mit dem traditionellen Buch eher wenig beschäftigen (zum Beispiel bildungsferne Schichten und männliche Jugendliche) siehe Vorlesestudie der Stiftung Lesen.

Sehen Sie auch Nachteile, wenn ja, welche?

Noch gibt es keine flächendeckende Verbreitung von EPUB3 fähigen Lesegeräten. Zusätzlich wären deutsche Vertriebsplattformen (für EPUB3) wünschenswert, um nicht nur von internationalen Großkonzernen abhängig zu sein.

Eltern, die letztlich für ihre Kinder die Bücher kaufen, sind meist noch recht verschlossen gegenüber dem Lesen von E-Books. Wie ist die bisherige Resonanz auf das Konzept des Verlages seitens der Leser?

Es wird in der Diskussion viel zu sehr Wert auf die Form gelegt, dabei ist der Inhalt das Wichtige. Hier unterscheiden Kinder nicht danach woher die Geschichte und die Bilder kommen, sondern ob diese spannend, anregend und Fantasie fördernd ist.
In der Altersgruppe zwischen 3 und 5 Jahre steht vor allem das Erlebnis des gemeinsamen Vorlesens im Vordergrund, ob dabei ein Buch oder ein E-Book auf dem Schoß liegt ist zweitrangig.

Und wie ist die Resonanz auf das Verlagskonzept seitens der Verlagsbranche? Gibt es da zu anderen Verlagen einen Austausch an Erfahrungen? Welche Entwicklungstendenzen sehen Sie bei E-Books im Kinderbuchbereich seitens der Verlage?

Einige Verlage zeigen sich interessiert am Erfahrungsaustausch. Es freut uns sehr, dass dort auch oft eine gewisse Offenheit herrscht.
Der Entwicklungsstand der Verlage im E-Book Bereich bei Kinder- und Jugendbüchern ist doch sehr unterschiedlich.

Wie reagieren Kinderbuchautoren auf die Publikation als E-Book? Sind Autoren und Illustratoren aufgeschlossen oder doch eher aus Tradition reserviert?

Wir sehen uns als Verlag der Autoren und Illustratoren. Unsere partnerschaftliche Herangehensweise an die Buchprojekte weckt das Interesse der Kreativen. Die Möglichkeit einmal ganz unbefangen mit dem neuen Medium „spielen“ zu können, ohne von irgendeiner Marketingabteilung Vorgaben zu bekommen und auf den breiten Mainstream Markt zu schielen, begeistert unsere Autoren und Illustratoren.

Neben Kindern bzw. Eltern sind auch Bibliotheken eine Zielgruppe für Verlage. Wie ist da die Resonanz?

Unsere floating E-Books gibt es auch über die Onleihe, der ja viele lokale Bibliotheken angeschlossen sind, zum Leihen. Für unsere Fixed-Layout E-Books stehen wir mit der Onleihe in Kontakt um, wenn die Onleihe den Support für das EPUB3 Format integriert, unsere EPUB3s dort zu Testzwecken zur Verfügung zu stellen.

Kleinkinder nehmen ihre Bücher mit allen Sinnen auf. Das Haptische spielt also eine wichtige Rolle. Nicht umsonst gibt es viele Fühl- und Tastbücher für die Zielgruppe zu kaufen. Dieses Element entfällt beim E-Boook. Ab welchem Alter halten Sie das Lesen eines E-Books für sinnvoll?

Sobald die Kinder anfangen, ein gemeinsames Vorlesen zu genießen, funktionieren E-Books gut. Wichtig ist dabei natürlich das gemeinsame Erlebnis des Lesens und Vorlesens - der Geschichte und der Bilder.

Die Medienanreicherung bei E-Books gilt als Vorteil gegenüber dem Print. Zu viele Spielereien werden hingegen wieder abgelehnt. Wo liegen für Sie die Möglichkeiten, aber auch Grenzen?

Im Design spricht man von „Form follows function“ und im übertragenen Sinne sollte das auch für E-Books gelten. Bei jeder technischen Spielerei sollte man sich zuerst fragen ob es sich hier nur um ein Gimmick handelt oder ob es tatsächlich hilft die Geschichte zu transportieren. Reine Gimmicks, hier wackelt was im Bild - dort kann ich etwas antouchen, lenken Kinder sehr schnell ab und wirken eher Kontraproduktiv für das Verständnis einer Geschichte. Dahingegen gibt es auch immer wieder Funktionen, die hilfreich sind, sei es sich das Buch vorlesen lassen zu können oder gut integrierte Animationen oder Interaktivität.

Ändert sich die Themenwahl und -darstellung eines Kinderbuches im Falle einer Publikation als Printbuch oder als E-Book? Wenn ja, warum?

Die Themenwahl ändert sich vielleicht nur insofern, als dass wir dank der geringeren Produktions- und Vertriebskosten uns auch Themen annehmen können die eine kleinere Nische besetzten. Aber im Grunde funktionieren alle Thematiken aus Printbüchern auch als E-Book.
Die Darstellungsform ist dann schon unterschiedlich, da hier einfach andere Rahmenbedingungen gelten (viel kleineres Anzeigeformat als bei großen Bilderbüchern, dafür multimediale Möglichkeiten). Viele Bücher lassen sich nicht 1:1 in ein E-Book umsetzen und wenn man es trotzdem so macht, dann geht oft viel des Originals verloren. E-Books benötigen eine eigene Umsetzung und den Mut, dann auch vom Print abzuweichen oder, im besten Fall, direkt das E-Book parallel mit zu planen und zu gestalten so das 2 Originale entstehen, einmal ein Print-Original mit den Vorteilen des Printmediums und einmal ein Digitales-Original mit den Vorteilen des digitalen Mediums.

Ihre eBooks sind DRM-frei und für viele Endgerätformate erhältlich. Was war Ihre Motivation für diese leserfreundliche Einstellung? Glauben Sie, daß Sie durch diese betriebswirtschaftliche Einstellung mehr Vor- oder Nachteile haben?

Wir glauben das unsere Leser selber bestimmen sollen wann, wo und mit welchem Gerät sie die E-Books lesen und dafür ist es nötig sowohl ein offenes nicht proprietäres Format (wie EPUB3) zu unterstützen als auch alle E-Books DRM frei an zu bieten. Wirtschaftlich gibt es Studien, die belegen, dass DRM-Freiheit sich positiv auf die Verkaufszahlen in der Musikbranche auswirken, warum also nicht auch bei E-Books?

Die ständige Weiterentwicklung einerseits der Darstellungstechnik, andererseits der Endgeräte ist für ein Kinderbuchverlag, der ausschließlich E-Books produziert, eine große Herausforderung. Wie begegnen Sie ihr?

Es ist wichtig dafür, sich nicht auf eine Marke/Vertriebskanal festzulegen, sondern mit offenen Standards eine Vielfallt an mobilen Geräten zu unterstützen. Gerade der Einsatz der aktuellen Webtechnologien erlaubt es hier unabhängig vom Ausgabegerät zu arbeiten. Einmal erstellte Animationen/Seitenlayouts lassen sich so für verschiedene Ausgabemedien wiederverwenden.

Immer wieder entsteht eine hitzige Diskussion bei der Festlegung des Kaufpreises von E-Books. Zum einen gibt es  E-Books, die für wenige Euro erhältlich sind, andererseits gibt es den Usus in der Verlagsbranche, E-Booksum etwa 20 % reduziert zum Buchpreis anzubieten. Also preiswert/billig gegen (aus Kundensicht) überteuert. Wie halten Sie es mit der Preisfindung? Was ist für Sie ein angemessener  E-Books-Preis?

Leider variieren nicht nur die Preise im E-Book Markt stark, sondern auch die Qualität. Das E-Book ist noch nicht im Bewusstsein der qualitätsbewertenden Instanzen (Auszeichnungen, Presse, Stiftungen) aus der Kinderbuchbranche angekommen.
Wir versuchen einen fairen Preis für unsere E-Books zu finden. In Deutschland sind die E-Book Preise durchaus nicht so kaputt wie öfters behauptet wird (http://de.slideshare.net/matthiasmatting/ebookpreise-in-deutschland-ebook-prices-in-germany - E-Book Camp München) - im Gegensatz zu Märkten wie UK. Bei diesen Studien ist zu bedenken, dass hier Amazon untersucht wird und traditionell die Kinderbücher im iBookstore bei Apple zum Beispiel besser laufen und dort der Preisdurchschnitt höher ist (Belletristik = niedrigere Preise als Kinderbücher).

Selfpublishing ist in den letzten Jahren zu einer langsam ernst zu nehmenden Konkurrenz für Verlage? Wie sehen Sie die Situation im Kinder- und Jugendbuchbereich?

Im Selfpublishing beobachten wir (neben dem riesigen „Hobbymarkt“) eine zunehmende Professionalisierung der Autoren, hier werden viele Verlagsleistungen über ein Netzwerk an Freiberuflern abgedeckt und gesuchte Leistungen eingekauft (Lektorat, Covergestaltung, PR, etc.). Diese Autoren arbeiten im Sinne des Wortes „Eigenverlag“ mittlerweile wie kleine 1 Mann/Frau Verlage für ihre eigenen Bücher.
Illustratoren haben es dagegen nach wie vor sehr schwer, da für die Umsetzung ihrer Bücher oft ein deutlich größerer technischer Aufwand betrieben werden muss. Einfach ein Worddokument bei einem Distributor hochladen ist da nicht zielführend und die Tools um einfach aufwändigere Layouts in E-Books umzusetzen fehlen nach wie vor oder haben größere Einschränkungen (iBooks Author = nur über Apple verkaufbar). Aus diesem Grund ist der Kinderbuchmarkt auch noch nicht erschlossen durch Selfpublisher im Gegensatz zum Jugendbuchmarkt.

Was ist für Sie generell ein gutes Kinderbuch?

Ein gutes Kinderbuch begibt sich auf Augenhöhe mit den Lesern und nimmt sie ernst, inhaltlich und künstlerisch.

Ein Blick in die Glaskugel: Wie sehen Sie die Zukunft des Kinderbuches? Wohin wird die Reise gehen? Wie lange wird es das Printbuch in dem Bereich (noch) geben?

Der Kinderbuchmarkt gehört sicherlich zu den sich am langsamsten entwickelnden digitalen Märkten. Wichtig ist es hier das E-Book als neues eigenständiges Medium zu begreifen und nicht als Ersatz für gedruckte Bücher. Jedes Medium hat seine Vor- und Nachteile und über diese ist es wichtig, Bescheid zu wissen und dann die Inhalte entsprechend optimiert anzubieten. Ein 1:1 aus dem Print übernommenes E-Book ist ein schlechtes E-Book genauso wie wenn ich ein E-Book einfach ausdrucken würde – ein solches Printbuch wäre auch eine Katastrophe. Die Stärken des E-Books heraus zu arbeiten und dann tolle E-Books zu veröffentlichen ist die Zukunft des E-Books für Kinder.
Mit dem Aufkommen eines neuen Mediums, wurde jeweils ein anderes oft genug für tot erklärt (Radio, Kino, Fernsehen, Internet…). Wichtig für die Entfaltung und das Überleben eines jeden Mediums ist, dass gute Gestalter und Künstler dessen Möglichkeiten und Stärken kennen, nutzen und weiterentwickeln.

Herzlichen Dank, Frau Birkenstock, Herr Armster für das Interview!

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